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Berliner Kiez

Der Wedding: Vom Kleine-Leute-Viertel zum Szenekiez

Die einen halten ihn für den idealen Ort zu wohnen, andere sehen hier vor allem Potenzial für Investments: Zum Berliner Ortsteil Wedding gehen die Meinungen auseinander. So oder so hat der Wedding einiges zu bieten, von Gastronomie über Kultur bis zu hin spannenden Stadtentwicklungsprojekten. Wir verraten Ihnen, was den Ortsteil im Norden von Mitte ausmacht – und warum er als eins der angesagtesten Viertel der Welt gilt.

Im Nordosten des Bezirks Mitte gelegen grenzt der Wedding an Reinickendorf, Pankow, Prenzlauer Berg, Mitte, Tiergarten und Charlottenburg. Mit seinen rund 85.000 Einwohnern ist er der drittgrößte Ortsteil der Hauptstadt. Von 1920 bis 2001 bildete der Wedding mit dem benachbarten Ortsteil Gesundbrunnen einen eigenen Bezirk, weswegen teilweise heute noch vom „Bezirk Wedding“ die Rede ist.

In einer Metropole wie Berlin verhalten sich die Ortsteile wie einzelne, kleine Städte. Und jeder Berliner Ortsteil hat ein Label: Prenzlauer Berg soll ein Familienviertel sein, Charlottenburg ein besonders wohlhabender Stadtteil und Friedrichshain ein ehemaliges Partyviertel auf dem Weg zum Familienviertel.

Welchen Ruf der Wedding hat, wird schnell deutlich, wenn man Berlin-Wedding googelt. Nach dem obligatorischen Wikipedia-Artikel erscheinen folgende, häufig gestellte Fragen: „Wie gefährlich ist Berlin-Wedding?“, „Ist Wedding im Westen?“,  „Ist Wedding ein gutes Viertel?“, „Warum heißt Wedding in Berlin Wedding?“ und „Wird der Wedding kommen?“

Ist Wedding im Westen?

Die zweite Frage lässt sich schnell beantworten: Ja, der Wedding liegt im ehemaligen Westberlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zur französischen Besatzungszone. Die Berliner Mauer lief allerdings an der Ortsteilgrenze entlang: Der Nachbarortsteil Prenzlauer Berg liegt im ehemaligen Ostberlin.

Im Wedding liegen einige berlinweit bekannte Wohnviertel:

Sprengelkiez: Der Sprengelkiez liegt am südöstlichen Ende Weddings zwischen Luxemburger Straße, Müllerstraße und Fennstraße. Hier gibt es viel Gastronomie und kleinere Grünflächen. Zum Kiez gehört auch das Nordufer des Hohenzollernkanals.

Brüsseler Kiez: Der Brüsseler Kiez schließt nordwestlich an den Sprengelkiez an und wird von der Seestraße, der Amrumer Straße und der Müllerstraße begrenzt. Seinen Namen hat er von den vielen Straßen im Karrée, die nach belgischen Städten benannt sind. Hier liegen einige Schulen und das Anti-Kriegs-Museum.

Afrikanisches Viertel: Nordöstlich davon liegt das Afrikanische Viertel, benannt nach der Afrikanischen Straße und vielen weiteren Straßen, die den Namen afrikanischer Länder tragen. Es grenzt an den Volkspark Rehberge und den Goethepark.

Englisches Viertel: Im nördlichen Wedding, oberhalb von Barfusstraße und Müllerstraße, liegt das Englische Viertel. Seine Straßen sind nach irischen, schottischen und englischen Städten benannt. Auf seinem Gebiet liegen ein Teil des Schillerparks und mehrere Schulen.

Günstige Mieten, zentrale Lage: Ist der Wedding ein gutes Viertel?

Ist der Wedding nun ein gutes Viertel? Das kommt darauf an, was man sucht. Ein Blick in die Statistik zeigt: Der Wedding ist ein relativ armes Viertel, die Arbeitslosigkeit liegt höher als in Gesamt-Berlin. Gleiches gilt für die Kriminalitätsrate. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Wedding prinzipiell besonders gefährlich ist (um die erste Frage zu beantworten).

Einer der Vorteile des Weddings: Er liegt zentral. Mit den U-Bahn-Linien U6 und U9 sowie der Ringbahn gelangen Sie schnell nach Mitte, in (andere) Trendbezirke wie Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Friedrichshain und in die City West. Gleichzeitig gehören die Mieten im Wedding zu den günstigsten in den innerstädtischen Wohngebieten.

Die Berlin Hyp, eine Bank für Immobilienfinanzierung, und das Maklerunternehmen CBRE ermitteln in ihrem Wohnmarktreport regelmäßig, wie sich der Wohnungsmarkt der Stadt entwickelt. Die Angebotsmieten im Wedding lagen demnach 2019 im Mittel zwischen 10 und 11 Euro. Über den ganzen Bezirk Mitte gerechnet waren es 13,42 Euro, in Friedrichshain-Kreuzberg 13 Euro.

Es dürfte unter anderem diesen beiden Faktoren zu verdanken sein, dass viele Neu-Berliner erst einmal im Wedding landen. Manche ziehen, sobald sie sich in Berlin orientiert haben, nach Prenzlauer Berg, Schöneberg oder an den Stadtrand. Andere finden Gefallen am Wedding – und bleiben.

Bunt, lebendig, authentisch

Der Wedding ist bunt, lebendig und authentisch: Hier ist etwas los auf den Bürgersteigen, in den Parks und auf den Märkten. Traditionell ein Arbeiterbezirk, zog der Wedding nach dem Krieg viele Gastarbeiter an. Heute haben mehr als vier von zehn Einwohnern eine Migrationsgeschichte. Diese Atmosphäre und die niedrigen Mieten haben Studierende und Künstler in den Wedding gelockt. Seit einigen Jahren entdecken auch immer mehr Familien und junge Berufstätige die charmanten Altbauten und Zwischenkriegsbauten zwischen Müllerstraße und Seestraße.

Group of four young friends having dinner in cozy cafe while women sharing new on phone.

Internationale Gastronomie

Entsprechend gestalten sich Geschäfte und Gastronomie im Wedding: Alternative Cafés servieren selbstgebackenen Kuchen, orientalische Delikatessenläden locken mit würzigen Pasten und knusprigem Brot und aus indischen Restaurants duftete es aromatisch. Wer durch die quirligen Straßen läuft, findet Kulinarik aus der ganzen Welt, Shisha-Bars, traditionelle Berliner Eckkneipen und das eine oder anderen hippe Café.

Ähnlich verhält es sich mit der Kultur. Im Wedding lebt und arbeitete eine alternative Kunst- und Kulturszene. Daneben gibt es das Berlin-typische breite Kulturangebot: Kinos, Theater für Kinder und Erwachsene und mit dem Deutsch-Französischen Volksfest das größte Volksfest Berlins.

Im Fokus der Berliner Stadtentwicklung

Im Berliner Stadtentwicklungskonzept 2030 ist der Wedding eines der Gebiete, die im Fokus der Weiterentwicklung stehen. Das Konzept sieht den Wedding der Zukunft als „Ort, der urbanes bezahlbares Wohnen, Dienstleistung, Bildung, Wissenschaft und Kultur vereint: lebendig, international und gefragt. Dabei bleibt Wedding ein Raum im Wandel, in dem sich immer wieder neue Optionen und krea­tive Nischen eröffnen.“

Eines der weltweit angesagtesten Trendviertel oder: Wird der Wedding kommen?

Der Wedding bietet das, was andere Trendbezirke wie Prenzlauer Berg oder Kreuzberg einmal waren und was so viele Menschen suchen, wenn sie nach Berlin kommen. Das finden auch die Redakteure und Reiseprofis des Lifestyle Magazins TimeOut: Sie haben den Wedding zu einem der zehn angesagtesten Stadtviertel der Welt erkoren.

Heißt das, dass der Wedding nun endlich kommt? Und sich auch zu einem eher teuren Viertel mit sanierten Altbauten wie Prenzlauer Berg und Kreuzberg entwickelt? Fakt ist: Im Wedding passiert eine Menge. Wohnungen und Gewerbegebäude werden gebaut, alte Industriegelände werden zu kreativen Zentren.

Im Fokus der Berliner Stadtentwicklung

Im Berliner Stadtentwicklungskonzept 2030 ist der Wedding eines der Gebiete, die im Fokus der Weiterentwicklung stehen. Das Konzept sieht den Wedding der Zukunft als „Ort, der urbanes bezahlbares Wohnen, Dienstleistung, Bildung, Wissenschaft und Kultur vereint: lebendig, international und gefragt. Dabei bleibt Wedding ein Raum im Wandel, in dem sich immer wieder neue Optionen und krea­tive Nischen eröffnen.“

Gewerbe, Forschung und ein nachhaltiger Supermarkt

Einige Projekte und Initiativen bringen den Wedding diesem Ziel bereits näher. Die Kooperative SuperCoop etwa möchte nachhaltig angebaute und gesunde Lebensmittel für alle erschwinglich machen. Im Wedding entsteht der erste kooperative Supermarkt Deutschlands. Die Mitglieder der Kooperative verwalten den Markt gemeinsam. Jedes Mitglied verpflichtet sich, drei Stunden im Monat im Markt mitzuarbeiten. So können die Lebensmittel zu günstigen Preisen angeboten werden. Die Produkte sind größtenteils Bio und regional.

Zudem entsteht im Wedding ein neues pharmazeutisches Forschungszentrum. Der Chemiekonzern Bayer baut hier gemeinsam mit dem Pharmadienstleister Nuvisan ein Zentrum für Wirkstoffforschung mit rund 400 Mitarbeitern auf. Die Wissenschaftler werden in den Gebäuden von Bayer an der Müllerstraße arbeiten.

An der S-Bahn-Station Wedding, nur wenige Meter davon entfernt, entsteht ein Gewerbehochhaus mit zehn Etagen. Das Projekt unter dem vorläufigen Namen „Campus“ soll Büroflächen, Gastronomie, ein Fitnessstudio und Apartments für Wohnen auf Zeit beherbergen.

Milieuschutzgebiete im Wedding

Bei all der Veränderung soll der Wedding seinen typischen Charme nicht verlieren. Das Stadtentwicklungskonzept zitiert Bezirksstadtrat von Mitte Carsten Spalleck wie folgt: „Im Transformationsraum Wedding geht es vor allem um die Bewahrung der ursprünglichen Struktur und Charakteristik des Ortsteils, trotz der Nähe zum Hauptstadt- und Regierungssitz, ohne sich den bevorstehenden Veränderungen zu verschließen.“

Um die angestammten Bewohner des Viertel vor Verdrängung durch steigende Mieten zu schützen, hat die Senatsverwaltung im Ortsteil Wedding bislang vier Milieuschutzgebiete ausgewiesen (Stand August 2021). Im gefragten Trendbezirk Friedrichshain sind es fünf, in Prenzlauer Berg acht.

In diesen Gebieten, auch soziale Erhaltungsgebiete genannt, haben Wohnungseigentümer strengere Vorgaben für die Sanierungen ihrer Häuser: Sogenannte Luxussanierungen, die zu höheren Mieten führen und Bewohner verdrängen könnten, sollen vermieden werden. Auch für den Verkauf von Wohnungen gelten hier besondere Vorgaben.

Warum heißt Wedding in Berlin Wedding?

Nun ist nur noch eine Frage offen. Woher der Wedding seinen Namen hat, lässt sich relativ leicht erklären. Im 13. Jahrhundert lag auf dem heutigen Gebiet des Wedding ein Gutshof des Adligen Rudolf de Weddinghe. Noch heute wohnt man deswegen „auf dem Wedding“. Es ist einer der wenigen Ortsnamen in Deutschland, die einen Artikel vor dem Namen tragen. Mit „wedding“, dem englischen Wort für Hochzeit, hat es nichts zu tun. Allerdings bezeichnet man den Tag, an dem die Berliner Ringbahn nach der Wende wieder zusammengeschlossen wurde, als „Weddings-Day“ – auch weil die S-Bahn-Station Wedding auf dem letzten wieder eröffneten Abschnitt lag. Es war erst 2002 so weit.

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